Hecken und Feldgehölze
Die Landschaft um Schnürpflingen ist seit Jahrhunderten durch die Arbeit der Bauern geprägt. Bedingt durch die Realteilung, das bedeutet, dass das Erbe eines Bauern unter allen Kindern gleich verteilt wurde, entstanden immer kleinere landwirtschaftliche Betriebe und immer kleinere Flurstücke. Diese kleinen Landwirte hatten oft nur wenige Kühe im Stall oder gar nur einige Ziegen. Damals herrschte in weiten Teilen Altwürttembergs auf dem Lande Armut und Hunger. Jeder Quadratmeter wurde irgenwie landwirtschaftlich genutzt. Noch bis in die dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurden die Tiere sogar in den Wald zum Weiden getrieben. Platz für Hecken oder Feldgehöze war dabei nicht. Waren sie doch Konkurrenz für Gras zum Füttern der Tiere. So standen bis in die Siebziger Jahre entlang der Weihung keine oder nur wenige Bäume oder Büsche. Hecken konnten nur an sogenannten vergessenen Stellen, wo die Nutzung schwierig war, wie z.B. am Hagenberg in Beuren, entstehen.
Erst mit der Flurbereinigung entstanden in Schnürpflingen wieder größere Flurstücke und vor allem sogenannte Ausgleichsflächen, die Raum für Biotope und Hecken boten. Auch wurde das Ufer der Weihung und deren Seitenbäche bepflanz. Nach nun etwa dreißig Jahren Entwicklung, sind hierdurch zahlreiche Heckenbiotope entstanden, die der Natur- und Vogelschutzverein mit seiner Pflegearbeit betreut.
Die Erhaltung von Hecken als artenreichem Lebensraum erfordert von Zeit zu Zeit die Verjüngung des Holzes. In Reginonen mit viel Hecken, wie dem Fränkischen Jura oder aber auch weiten Teilen Norddeutschlands, wurden die Hecken über Jahrhunderte regelrecht bewirtschaftet. Diese Heckenbewirtschaftung ging folgendermaßen von Statten: In einen Rhythmus von etwa 10 Jahren wurden Heckenabschnitte auf den "Stock gesetzt". In den Folgejahren konnten so aus den Stümpfen neue Triebe, Büsche oder auch Bäume heranwachsen. Diese Methode wirkt auf den ersten Blick ziemlich radikal oder befremdlich, insbesondere wenn die Hecke frisch auf den "Stock gesetzt" wurde. Doch betrachtet man die ökologischen Folgen dieses Eingriffs so kommt man auf eine mehr als positive Bilanz. Experten sind sich einig, dass eine derartige Bewirtschaftung erst das Biotop Hecke auf Dauer ermöglicht. Das Ministerium für Landwirtschaft und Forsten in Bayern schreibt deshalb auch in einer Handreichung zur Entwicklung Naturnaher Hecken:
"Im Unterschied zum Wald verdanken Hecken ihre
Existenz der menschlichen Bewirtschaftung, sie
stellen anthropogene Ersatzgesellschaften dar.
Hecken wurden früher in zeitlichen Abständen »auf
den Stock gesetzt«, d. h. dicht über dem Boden abgebrannt
oder abgehackt. So herrscht ein ständiger
Wechsel zwischen einer Licht- und einer Schattenphase.
Je nach Intensität bzw. zeitlichem Abstand
der Eingriffe werden regenerationsfähigere Pioniergehölze
oder stockausschlagfähige VValdarten in
der Konkurrenz gefördert.
Das Abhacken der Hecke bewirkt eine Erneuerung
der Straucharten und fördert die Artenvielfalt. Nicht
ausschlagfähige Holzarten wie die Nadelbäume,
sowie langsamwüchsige, schattentolerante Arten wie
die Buche, werden hierdurch verdrängt. Das arbeitsintensive
Abhacken unterbleibt heute oftmals, so daß
viele Hecken überaltert sind (»Altersstadien«) und
»waldähnlicher« werden." Quelle: Ländliche Entwicklung; Materialien 33/1995.
Unser Anliegen ist eine Bewirtschaftung der Hecken und Feldgehölzen in Schnürpflingen mit zwei Zielsetzungen:
- Erhalt und Schaffung arteinreicher Heckenbiotope
- Nutzung der Energie, die den Ästen der Hecke steckt.
Erhalt und Schaffung artenreicher Heckenbiotope
Gemeinsam mit den Eigentümern der Hecken und Feldgehölze werden jährlich die Bewirtschaftungsmaßnahmen besprochen. Darauhin werden vom Natur- und Vogelschutzverein die entsprechenden Heckenbereiche gekennzeichnet. Vereinsmitglieder übernehmen die Schnittmaßahmen, die vorher gemeinsam besprochen werden. Fragen wie, welche Teile werden auf den Stock gestetzt, welche Sträucher oder Bäume bleiben stehen, sind dabei vorab zu klären.
Nach einem Jahr entsteht in der Lichtphase der Hecke junger Aufwuchs der schnell die Lücken wieder schließt.
In wenigen Jahren kann sich so das artenreiche Heckenbiotop erneuern und z.B. Tieren Schutz oder wie hier im Foto dem Biber auch Futter bieten.
Hier sehen Sie ein regelmäßig verjüngtes Gehölz an der Weihung zwischen Schnürpflingen und Beuren. Zwischen den jungen Trieben der Sträucher stehen vereinzelte Bäume, die über die Jahrzente zu stattlichen Baumgebilden heranwachsen werden.
Ein Paradebeispiel für den Aufbau artenreicher Hecken können Sie rund um den Badesee in Schnürpflingen betrachten. Hier einige Bilder.